Zum Geleit

Das „ABC“ soll eine lexikalisch gestaltete Dokumentation in Wort und Bild – populärwissenschaftlich ausgelegt – mit Lehrbuchcharakter darstellen. Es beinhaltet im Schwerpunkt Grundwissen und Darlegungen der Jahre 1945 bis 1990. Berücksichtigung fanden historische Geschehnisse vor allem zum Sport der jungen Generation, die ihn direkt oder indirekt betrafen. Verdeutlicht soll damit werden, dass der Kinder- und Jugendsport im Osten Deutschlands ein gesamtgesellschaftliches Anliegen war. Um die Komplexität in der Entwicklung des Sports für die Mädchen und Jungen zu verdeutlichen, beinhaltet die Zusammenstellung der Begriffe vor allem die des Sports der Jugend betreffenden, aber notwendigerweise auch jene, die das staatliche und gesellschaftliche Bedingungsgefüge der DDR darstellten und damit ein machbares und erfolgreiches Gedeihen ermöglicht werden konnte.

Inhaltlich fand Berücksichtigung – sehr oft bei Festlegungen durch vorgenommene Kürzung nur als Extrakt, – was aus Sicht des Autors als wichtig und von grundlegender Bedeutung für die Realisierung von Zielen, Aufgaben und Inhalten erschien. Generell wurde aber der Umfang an wichtigen Fakten erweitert, da der Kinder- und Jugendsport nicht separat existierte, sondern – wie skizziert – eingebunden war in viele gesellschaftliche Bereiche, die in nützlicher Wechselbeziehung standen sowie dessen Förderung dienten, wie staatliche, wirtschaftliche, finanzielle personelle Potenzen. Besonders war das Zutun von Menschen in verschiedenen Funktionen und Tätigkeitsbereichen von hohem Nutzen. So gehörten dazu Minister, Abgeordnete, Bürgermeister, Arbeiter und Angestellte, Platzmeister, Lehrer, Übungsleiter, Kampfrichter, aber auch Großeltern und besonders die Funktionäre für Kinder- und Jugendsport der einzelnen DTSB-Vorstände. Mit deren Hilfe gab es stets und immer aufs Neue in den Jahren einen sich verbessernden Prozess.

Natürlich hätte wohl die Möglichkeit bestanden, bei diesem oder jenem Terminus umfassender und damit aussagekräftiger zu sein. Aber es ist ja jederzeit möglich, in den entsprechenden Quellen nachzulesen. Gesagt muss leider werden, dass keine Vollständigkeit über manche historischen Ereignisse möglich war. Beispielsweise existieren auch Abzeichen, ohne das sie zugeordnet werden konnten. Generell bestand dabei die Absicht, die verschiedenen Inhalte systematisch darzustellen, besonders bei der Abbildung von Abzeichen. Aufgrund der oftmals schwierigen Quellenlage konnte eine Vollständigkeit von verschiedenen Sachgebieten – vor allem aus der Epoche der SBZ in der frühen DDR – erreicht werden.

Der Autor hat sich bemüht die Dokumentation strikt wertfrei darzustellen.

Eine Kurzchronik bietet einen Überblick zu wichtigen Festlegungen und sportlichen Ereignissen und in einer Übersicht „Personalien“ wurden leitende Kader jener Zeit aufgelistet.

Hinsichtlich des Untertitels bezieht sich das Wort „vor“ auf die letzten Jahre des III. Reiches und beinhaltet besonders die Hitlerjugend mit Sportfakten bis zum 8.5.1945. Es sind auch zum besseren Verständnis, Befehle der SMAD hinsichtlich des Verbots z. B. des Sports der HJ aufgenommen worden, ausgewiesen in der Direktive Nr. 23. So war in der SBZ und späteren DDR das Handhaben aller Art von Schrifttum, Abzeichen oder anderer Darstellungen des nationalsozialistischen Gedankenguts verboten. Nutzbare Festlegungen, wie die Binnenschifffahrtspolizeiverordnung von 1939 galten zunächst weiter; sie regelte das Segeln. Auch das Sammeln von Briefmarken jener Zeit – jedoch ohne die üblichen bildlichen Inhalte auf Vordrucken in Alben – war zugelassen.

Das „nach“ verkörpert die Epoche nach dem 3.10.1990 mit einer dokumentierten „Jetztzeit“ von 1991.Generell ist in diesem Zusammenhang zu sagen, dass Festlegungen, die in der DDR verabschiedet worden sind, allgemein zum 2.10.1990 ihre Gültigkeit verloren haben.

Zur Diktion: Im „ABC“ sind die historischen Fakten „vor“ und „in“ der DDR wie üblicherweise im Präteritum ausgeführt – jedoch die Aussagen jener Zeit und Festlegungen jeglicher Art bzw. Inhalte von Schrifttum im Präsens – sowie die Zeit „nach“ der DDR in der Gegenwartsform dargestellt. Mancher Inhalt mag vielleicht banal erscheinen, aber nicht jeder weiß alles. Auch wenn im „ABC“ wohl nicht alles vollständig zur Thematik ausgewiesen ist, bereichert es das Wissen vieler Neugieriger. Überzeugt kann man sein, dass es dem interessierten Heranwachsenden jedoch immer dienlich sein dürfte. Gedacht ist das Nachschlagewerk als Quelle vor allen für Führungskräfte, Sportstudenten, Journalisten oder Sportlehrer der heutigen Zeit. Gewidmet soll es aber besonders als Denkmal an all jene Sportfunktionäre und Übungsleiter sein, die sich erinnern könnten, wie sie oft über Jahrzehnte liebevoll und wirkungsvoll durch ihr stetes Engagement zur körperlichen, ebenso geistigen Entwicklung der jungen Menschen beitrugen, gleichfalls auch sinnvoll deren Freizeit ausfüllen halfen. Auch wenn es für den einen oder anderen hilfreich im Kinder- und Jugendsport emsig Tätigen – direkt oder indirekt – persönliche Ungelegenheiten oder Zerwürfnisse gab, war insgesamt das Streben derer, die Verantwortung trugen, prinzipiell auf das Ziel gerichtet, stets der Allgemeinheit, speziell dem Sport der Mädchen und Jungen, zu dienen. Dabei prägten zwei Prämissen die Grundgedanken für die Ziele und Aufgaben im Kinder- und Jugendsport:

– die zuständigen staatlichen Organe und gesellschaftlichen Organisationen leisten dabei ihren Beitrag.

– Ausgehend vom K. Marx gilt es, eine allseitige und harmonisch entwickelte junge Generation in Verbindung von geistiger, körperlicher und politischer Bildung und Erziehung anzustreben;

Es kann jeder und sollte das Geleistete und Erlebte selbst einordnen und bewerten. Für die meisten Mädchen und Jungen sind es allemal bleibende Werte und Erfolgserlebnisse im humanistischen Sinne. Trotz der oftmals üblichen ideologischen Ausrichtung in der DDR und manchen zentral gesteuerten – auch dirigistisch erscheinenden – Festlegungen verschiedener Art, gelang es, immer wieder große Teile der heranwachsenden Generation als sich stets wiederholenden Prozess an den Sport heranzuführen und ihn gemäß bewährter Art – auch mit neuen Inhalten – meistens wirkungsvoll zu gestalten. Gewachsen in der sportbezogenen Historie in der DDR – zuvor anfänglich bescheiden in der SBZ – entwickelte sich der Sport auch für die jungen Menschen teilweise erschwert durch bestehende Probleme, in anerkennenswerter und recht erfolgreicher Weise. Ermöglicht wurde es – wie schon kurz gesagt – durch die Komplexität der staatlichen und gesellschaftlichen Kräfte, die die bedeutende Rolle des Sports besonders für die Jugend erkannt und zielstrebig gestützt haben. Als orientierende Maxime galt, das von Sportfunktionären erkannte Bestreben besonders auch unter der Jugend, ihre Kräfte – besser gesagt, das erworbene Wissen und Können – stets unter Beweis stellen zu wollen. Dieses natürliche Streben wurde umfassend genutzt und zielstrebig gefördert; besonders aber auch im Sport durch das Aneignen körperlich-sportlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten genutzt. Das war, wie auch wo anders erkannt, das eigentliche naturgegebene Geheimnis für gute Erfolge.

Insbesondere haben dabei das Zentralkomitee der SED und die nach geordneten Leitungen der Partei – zum Teil bestimmend – wirksam Einfluss auf die Entwicklung von Körperkultur und Sport genommen. Generelle Maßnahmen mussten von staatlichen und gesellschaftlichen Stellen in den zuständigen Parteigremien vorab bestätigt werden. Damit erhielten aber die geplanten Vorhaben einen besonders hohen politischen Stellenwert und waren im Prozess der Realisierung vom besonderen Nutzen. Zudem schufen die Regierung bzw. der Ministerrat konkrete Voraussetzungen für die Umsetzung der Plangrößen. Die fachliche Zuständigkeit für die Realisierung des Sportbetriebes oblag verschiedenen, sich verändernden, leitungsorganisatorischen Strukturen. Auch wenn nicht in jeder Festlegung, welcher Art auch immer, das Wort Kinder- und Jugendsport textlich nicht ausgewiesen war, dienten sie indirekt der Förderung und garantierten allerorts den sportwilligen Mädchen und Jungen ein Gelingen.

Nach dem II. Weltkrieg war es gemäß dem Potsdamer Abkommen und besonders der Direktive 23 notwendig, die Sportstrukturen des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen abzuschaffen und im Rahmen der Möglichkeiten und in Abhängigkeit der seinerzeit bestehenden Möglichkeiten den Sport in der SBZ neu zu entwickeln.

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Für die Kinder und Jugendlichen bot sich in jener Zeit oftmals leider nur das sporadische, selbständige Sporttreiben an. Es fehlten zunächst nicht nur entsprechende umfassende Organisationsstrukturen sondern auch Sportstätten – diese waren teilweise zerstört oder wurden oftmals notwendigerweise anders genutzt – und mancherorts auch Sportgeräte. Legendär war das Fußballspielen auf sich anbietenden Flächen, bei geeignetem Wetter auch barfuss. Trotzdem entwickelten sich de kommunale Sport sowie zunehmend der FDJ – Sport. Erste Sportvereine in den Städten und Gemeinden boten, soweit es die SMAD erlaubte, ein eingeschränktes Sportangebot auch für die jungen Menschen.

Auf Initiative des ZK der SED kam es am 1.10.1948 zur Schaffung des Deutschen Sportausschusses (DS), geleitet und realisiert durch die FDJ und dem FDGB. Neben dem zentralen DS fungierten Landes– und Kreis/Stadtsportausschüsse. Erlassen wurden vom DS Festlegungen zur Leitung und inhaltlichen Gestaltung des sich entwickelnden Sportbetriebes, auch für Mädchen und Jungen. Sparten des DS mit zentralen Leitungen waren für den Sportbetrieb in den einzelnen Sportarten zuständig. Auf Antrag konnten örtliche Sportgemeinschaften, die sich in Sparten zusammensetzten, zugelassen werden. Eingeführt wurden einheitliche Sportausweise und Mitgliedsbeiträge erhoben. Es entwickelte sich auch ein Wettkampfbetrieb; zunächst örtlich, alsbald auch bis Zonenmeisterschaft.

Die Gründung der DDR bot auch eine Voraussetzung für eine gesicherte und kontinuierliche, wenn auch bescheidene Entwicklung von KK und Sport. Ein Amt für Jugendfragen und Leibesübungen bei der Regierung – auch mit Gremien in den Länden und Kreisen/Städten – koordinierte die Weiterentwicklung. 1950 wurde ein Beschluss über die Bildung von Sportvereinigungen – gestützt vom FDGB – verabschiedet. Einher entstanden Betriebssportgemeinschaften, die eine bessere materielle und personelle Basis boten (Sportstätten und Sportgeräte, Lehrkader). Ab 1953 konnten auch Kinder Mitglied in einer SV werden. Im September 1950 fanden in der Leichtathletik die ersten DDR-Jugendmeisterschaften statt. Aus den Sparten erfolgte eine Umbildung in Sektionen der DDR mit den zentralen Präsidien, Landes- und Kreis/Stadtfachausschüssen, die allmählich eine internationale Anerkennung fanden. Ein weiteres Sportangebot ermöglichten die FDJ und ihr Pionierverband, speziell ihre Sportgremien. Die Regierung verabschiedete 1950 ein Jugendgesetz mit Festlegungen zum Sport. (Weitere Gesetze gab es 1974 und 1980).

Im Jahre 1952 schuf die Regierung das Staatliche Komitee für Körperkultur und Sport, das staatlicherseits für die Sportbelange zuständig war; nachgeordnet bestanden Bezirks-, Kreis- und Stadtkomitees. Ab 1970 erfolgte ihre Umwandlung in ein Staatssekretariat für Körperkultur und Sport mit Abteilungen/Referaten bei den Räten der Bezirke, Kreis/Städte, Städte und Gemeinden.

Am 28.4.1857 kam es zur Gründung des Deutschen Turn- und Sportbundes, einen Meilenstein in der Sportgeschichte der DDR darstellend. In der Sportorganisation, der höchstes Gremium der Deutsche Turn- und Sporttag – folgend Turn- Sporttag des DTSB – war, fungierten der Bundesvorstand sowie von ihm gewählt, das Präsidium und das Sekretariat. Territorial wirkten gewählte Bezirks– sowie Kreis- und Stadtvorstände. Bei allen Vorständen gab es berufene Kommissionen für Kinder- und Jugendsport. Delegiertenkonferenzen der BSG/SG wählten ihre Vorstände mit einem Funktionär für Kinder- und Jugendsport. Hauptamtliche Organe – zentral bis zur Kreis/Stadtebene – waren für die Organisationsarbeit aller notwendigen Bereiche zuständig. Dem Bundesvorstand stand der Präsident vor; den Vizepräsidenten oblagen Zuständigkeiten für spezielle Fachgebiete. In den Bezirken, Kreisen und Stadtkreisen – folgend auch Stadtbezirken – arbeitete der Vorsitzende nebst Stellvertretern; einer war für die Belange des Kinder- und Jugendsports nebst Nachwuchsentwicklung zuständig.

Aus den Sektionen der DDR entstanden 1958 die Deutschen Sportverbände der DDR, die eine oder mehrere Sportarten erfassten. Zentral fungierten die von den Verbandstagen gewählten Präsidien, denen Präsidenten nebst Vizepräsidenten vorstanden; als operatives Leitungsorgan gab es ein Büro. Die laufenden Geschäfte nahm ein Generalsekretariat wahr, das ein hauptamtlicher Generalsekretär leitete. In den Bezirken, Kreisen und Stadtkreisen sowie Stadtbezirken gab es die Fachausschüsse mit ehrenamtlichen Vorsitzenden. Nicht genug hervorzuheben kann man, dass diese Vielzahl der ehrenamtlich Tätigen eine enorme Arbeit geleistet hat.

Der Wettbewerb als Mittel für bessere Ergebnisse in der Leitungstätigkeit und der Planerfüllung hat sich generell bewährt. Jedoch kann es durch missverstandenen Wetteifer mancher Funktionäre zu manipulierten Wettbewerbergebnissen, die vereinzelt Strafmassnahmen für derlei Unredlichkeiten zur Folge hatten.

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In all den Jahren stand natürlich der Übungs-, Trainings- und Wettkampfbetrieb im Mittelpunkt der Tätigkeit der entsprechenden Sportgremien. Die Kardinalstellung nahmen einerseits die Übungsleiter und Trainer sowie die Kampfrichter für spezielle Tätigkeiten ein. Im Leistungssport wirkten Trainer, tätig in Sportclubs sowie Fußballclubs – denen der Clubleiter vorstand –, wo auch leistungsstarke Kinder und Jugendliche trainierten und abgestimmt mit ihrer allgemeinen Schulbildung in den jeweiligen Kinder- und Jugendsportschulen am Ort des SC absolvierten. SC und KJS arbeiteten in allen Belangen eng zusammen und bildeten das jeweilige Leistungszentrum. Viele Schüler legten das Abitur ab. Für Lehrlinge bestand die Möglichkeit sich durch eine Ausbildungsverlängerung leistungssportlich zu betätigen. Koordiniert wurde der Leistungssport zentral durch die Leistungssportkommission der DDR, zudem bestanden in wirksamer Weise nachgeordnet die Bezirksleistungssportkommissionen sowie Kreisnachwuchskommissionen. In Trainingszentren sowie Trainingsstützpunkten, die an BSG/SG angesiedelt waren; trainierten Kinder und erhielten die sportliche Vorbereitung zur Aufnahme in einen Club. Zuständig für das Training waren hier allgemein Übungsleiter der Stufe IV sowie zunehmend TZ-Trainer. Zur Findung geeigneter Kinder hatte sich besonders die Einheitliche Sichtung und Auswahl bewährt.

Erwähnenswert ist auch der oft praktizierte Kleinkindersport.

Zur Wettkampfgestaltung gehörten Meisterschaften, Pokal- und Freundschaftswettkämpfe sowie ab 1965 die Kinder- und Jugendspartakiaden. Als spezielle Wettkämpfe kamen zeitweise u. a. zur Austragung:

  • Zentrale Sportfeste der Kinder- und Jugendsportschulen,
  • Zentrale Sportfeste der Lehrlinge und Berufsschüler,
  • Zentrale Spartakiaden und Wintersportspiele der Jungen Pioniere und Schüler,
  • Meisterschaften der Schüler,
  • Spartakiaden der Sportvereinigungen,
  • Spartakiaden für Versehrte.

Eine neue Qualität stellten die Kinder und Jugendspartakiaden dar und schafften effektive Voraussetzungen für eine breite Einbeziehung von Mädchen und Jungen in das Wettkampfgeschehen und das Finden von geeigneten jungen Menschen für eine leistungssportliche Entwicklung. Spartakiaden gab es auf Kreis- und Bezirksebenen, ab 1966 die Deutschen bzw. Kinder- und Jugendspartakiaden der DDR in den Winter- und Sommersportarten. Oft Schulspartakiaden und die Kreissportfeste der Lehrlinge dienten der Qualifikation. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stieg in den Jahren (in Tausend):

Kreis Bezirk

Sommer Winter Sommer Winter

1965 321,0 12,5 1965 50,3 2,8

1975 846,0 4,8 1976 98,0 4,75

1989 920,0 8,0 1988 97,0 5,35

An den Spartakiaden der DDR beteiligten sich in den Sommer- rund 11 und den Winterspartakiaden 1,1 Tausend Mädchen und Jungen. Zur Förderung der Spartakiadebewegung – ein deutsches Nationalgut darstellend – wirkten Spartakiadekomitees (zentral bis teilweise örtlich).

Stets steigend hat sich die Mitgliederbewegung (Kinder und Jugendliche) entwickelt:

1955 1960 1970 1980 1988

95.510 282.061 488.506 738.691 790.351

309.455 220.078 327.770 551.142 612.402

Der vom Staatsrat 1968 verabschiedete Beschluss zu KK und Sport eröffnet den Weg zur weiteren generellen Fördermaßnahmen. Besonders durch den Artikel 18 der Verfassung hat Körperkultur, Sport und Touristik eine fundamentale staatsrechtliche Einordnung erhalten.

Als Beleg für das sportliche Leistungsvermögen dienten auch das Sportleistungs- bzw. Sportabzeichen der DDR sowie die Sportklassifizierung und das Olympia-Leistungsabzeichen.

Eine fundamentale Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung erfüllten die Organe und Einrichtungen der Volks-, Berufs- und Hochschulbildung. Grundlage für die körperlich-sportliche Entwicklung schufen die allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen und erweiterten Oberschulen sowie die Berufsschulen wie auch Fach- und Hochschulen/Universitäten mit dem Sportunterricht. Auf der Basis der Sport-Lehrpläne und realisiert durch Sportlehrer konnte ein anerkanntes Niveau in der körperlichen Leistungsfähigkeit erreicht werden, wenn es auch noch Reserven gab. Dazu dienten zwei Wochenstunden im Sport. 97% der Abgänger der POS erlernten das Schwimmen. Schulsportgemeinschaften boten in den verschiedenen Sektionen – besonders in Grundsportarten – eine freiwillige sportliche Betätigung. Dabei unterstützten Patenschaftsverträge zwischen SSG und SG des DTSB die Sportmaßnahmen.

Einen Schwerpunkt bildete die sportliche Betätigung in den verschiedenen Ferienformen.

Wesentlich für die medizinische Bedeutung der Sporttreibenden war der Sportmedizinische Dienst. Insbesondere die Sportärzte leisteten einen wichtigen Beitrag; ein Part ihrer Tätigkeit war die kontinuierliche sportärztliche Tauglichkeitsuntersuchung zu Teilnahme am regelmäßigen Sportbetrieb. Dem SMD oblag auch die Mitwirkung und Betreuung bei der Organisierung und Durchführung von vielfältigen Sportveranstaltungen.

Als Wehrorganisation leistete die Gesellschaft für Sport und Technik einen wichtigen Beitrag in Vorbereitung auf den Dienst in der NVA. Jugendliche konnten sich in verschiedenen Wehrsportarten – organisiert in den Wehrsportverbänden – betätigen.

Eine planmäßige Aus- und Weiterbildung von Kadern sicherte ein gutes Niveau in der Leitung und Führung der Mitglieder auch im DTSB sowie in der Gestaltung der vielfältigen Sportaktivitäten. Die engagierten Übungsleiter bildeten das Fundament für die sportliche Betätigung und gute sportliche Leistungen. Kampfrichter ermöglichten die Durchführung von Wettkämpfen. Besonders die DHfK trug durch die Ausbildung von disponibel einsetzbaren Diplomsportlehrern wesentlich zur Qualität im Sportbetrieb bei, ebenso wie das Zweifachstudium von Diplomlehrern für Sport – mit enem zweiten Fach – an Universitäten und Hochschulen mit ihren Sektionen Sportwissenschaft. Alle waren unermüdliche Gestalter in verschiedenen Funktionen auch des Kinder- und Jugendsports.

Breiten Teil des „ABC“ nehmen die dokumentarischen Abbildungen verschiedenen Inhalts ein. Die Darstellung von Schrifttum nebst kurzen Inhaltsangaben oder die Informationen zum Deutschen Sportecho oder anderer Zeitungen sowie Zeitschriften vervollständigen das Angebot. Umfassend finden Abzeichen aller Art, staatliche und gesellschaftliche Auszeichnungen, verschiedene Leistungsabzeichen eine bildliche Aufnahme. Möglich war es nicht, alle existierenden Abzeichen darzustellen. Da in einigen Fällen mir Abzeichen aus Metall nicht zur Verfügung standen – oder sie offiziell auch nicht existierten – mussten u. a. Stoffembleme helfen. Als fachliche Anmerkung erscheint als informativ, dass bei einigen Leistungsabzeichen die Stufe I als unterste, bei anderen die III als niedrigste Stufe galt.

Ein Hinweis: Die „Verbandskürzel“ – wie DVfL für Deutscher Verband für Leichtathletik – sind insgesamt unter dem Terminus Deutscher Sportverband der DDR dargestellt. Zudem wurden die

Zahlen in verschiedenen Statisitken zumeist gerundet.

Ein folgender Ausblick sei erlaubt, der sich auf die Zeit nach der gesellschaftlich- politischen Umgestaltung in der DDR bezieht. Es galt zunächst, was viele Sportfunktionäre wünschten, Erfolgreiches aus der DDR – besonders im Kinder und Jugendsport – zu erhalten und auch schnellstens passfähige Strukturen zum westdeutschen Sport zu schaffen. Kaum etwas ist gelungen, denn es wurden fast nur Gestaltungsformen des BRD-Sports übernommen. Dazu ein Zitat von W. Daume vom September 1990: „Die Nachwelt wird es uns nie verzeihen, wenn wir diesen stolzen DDR-Sport kaputt machen.“ (laut V. Kluge von 1997 „Geschichte des DDR-Sports“, 2002, S. 380). In der Konzeption für die Vereinigung DTSB – DSB ist unter 3(6) Nachwuchsprogramme ausgewiesen: Die Wettkampfsysteme „Spartakiade“ und „Jugend trainiert für Olympia“ sind neu zu konzipieren. Das fand kaum eine Verwirklichung. „Spartakiaden“ kommen, anders bezeichnet, teilweise als Landes- und Kreis/Stadt-Jugend-Sportspiele in den ostdeutschen Bundesländern zur Austragung. Anders ist es mit „Jugend trainiert für Olympia“; dieser Wettkampf findet im gesamten Deutschland statt, er hat seinen sportlichen Reiz aber nur für die jeweiligen Schulen. Auch die FDJ- und Pionierpokalwettkampfe in der DDR erfüllten, aber absichtlich, nur diesem Anliegen, Vom Autor angedachte Deutsche Jugendspiele und von der Sportjugend aus Spitzenverbänden bejaht, konnten nicht ins Leben gerufen werden. Nun, Olympische Jugendspiele finden inzwischen ja schon statt, und ein nationaler Ausscheid dafür währe doch wohl von besonderem Nutzen.

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Dazu ein Zitat des Autors aus der „Olympischen Jugend“ (10/1995):

Nur einen Satz zu den Kinder- und Jugendsportschulen. In den ersten Jahren kam es im geeinten Deutschland allgemein zur Schaffung von „Sportgymnasium“. Diese wiesen einen Entwicklungsstand auf, wie jene KJS der 50er Jahre in der DDR. Und noch eine Anmerkung. Von vielen Sportexperten wird oftmals angemahnt, dass eine gezielte Findung geeigneter junger Sportlerinnen und Sportler und deren systematischen Förderung sinnvoll und nötig seien, ist nicht umfassend gegeben. Beispielsweise wurde vom Autor ein diesbezüglicher Textbeitrag in den 90er Jahren angeboten; eine Veröffentlichung kam weder in der „OJ“ noch im „Olympischen Feuer“ zum Tragen. Die mit kleinerer Auflage herausgegebene Schriftenreihe „Sport. Leistung. Persönlichkeit“ (3/203) brachte den Artikel unter der wohl etwas hochgeschraubten Betitelung „Quo vadis – deutsche Sportnation“. Im Kern ging es dabei um die Nutzung der Bundesjugendspiele, speziell der erweiterten Komplexe:

  1. Sportartspezifischer Mehrkampf
  2. Vielseitigkeitswettkampf in der jeweiligen Grundsportart
  3. Sportübergreifender Mehrkampf in den Grundsportarten

Diese wären für das künftige Anliegen geeignet. Denn die Praxis belegt, dass die Entwicklung eines sportlichen Nachwuchses Jahre dauert, dazu sind aber als Vorbedingung auch Auswahlmaßnahmen erforderlich. Das umzusetzen erfordert „nur“ eine Erfassung und Auswertung der erbrachten Leistung der jungen Athleten bei den Spielen mindestens zentral durch die Landessportbänden im Zusammenwirken mit jeweiligen Landesfachverbänden. Folgend müssten dann sportspezifische Kriterien durch die Spitzenverbände erarbeitet und vor Ort zur Realisierung angeboten werden.

Man bedenke, Olympia hat stets noch mancherlei Lücken im Nachwuchs, besonders in der Breite, in unserer Sportheimat aufgezeigt und nur wissenschaftlich begründete Methoden und ein zielstrebiges Wirken der Sportfunktionäre und Lehrkader weisen den Weg in eine leistungsstarke Sport-Zukunft der Deutschen. Die Spartakiadebewegung, die jedenfalls als erwiesenes Erbe in die deutsche Sportgeschichte eingehen wird, hätte als ein nützlicher Weg für eine stete und erfolgreiche Entwicklung des Kinder- und Jugendsports auch im vereinten Deutschland werden können. Leider ist sie nur ein Erbe der DDR.

Vergönnt war mir, durch verschiedenste funktionelle Tätigkeiten in Sportgremien des DDR-Sports, auch durch das Studium an der DHfK, vielerlei lehrreiche Kenntnisse erwerben zu können. Zu erwähnen ist auch, dass ich von 1991 bis 1997 bei der Deutschen Sportjugend, der Jugendorganisation des Deutschen Sportbundes, hauptamtlich zeitweise als Referent angestellt war, mit einem Büro in Berlin, und damit einen gewissen Einblick in Arbeitsinhalte des Sports in der BRD erhalten habe.

Abschließend möchte ich noch eine spezielle Danksagung aussprechen. Diese richtet sich an viele Freunde und Bekannte aus Sportlerkreisen – die ich alle namentlich extra im Werk benannt habe – sowie Experten und technische Helfer. Viele sind Mitglied im Verein „Sport und Gesellschaft“, die mich unterstützt haben, und besonders ehemalige Kolleginnen und Kollegen, die als Sportsenioren organisiert waren und sind. Hervorhoben muss man auch die geistigen Väter des funktionierenden Kinder- und Jugendsports in der DDR, darunter Vizepräsidenten des DTSB, Abteilungs- und Sektorenleiter sowie Mitarbeiter, Tätige des Ministeriums für Volksbildung, des Staatssekretariats für Berufsbildung sowie für Körperkultur und Sport, der DHfK, Wissenschaftler von Universitäten und Hochschulen mit ihrer Sektion Sportwissenschaft, der FDJ und Pionierorganisation und des FDGB sowie der GST.

Für den mir erwiesenen fachlichen Rat gilt mein Dank an Prof. Dr. Günter Erbach, Rudolf Ledig, Hasso Hettrich, Dr. Norbert Rogalski, Horst Schmude, Prof. Dr. Günther Wonneberger sowie das Team des Sportmuseums Berlin unter Martina Behrendt. Hervorheben möchte ich auch die mir gebotenen Möglichkeiten zur Wissensvermittlung durch das Bundesarchiv (Sapmo) und die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF).

Auch danke ich für die sachbezogene Hilfe Frank Bartel, Michael Gietzelt, Peter Groch, Manfred Hartung, Siegfried Hauptmann, Erwin Kosse, Kurt Scholtke, Wolfgang Turowski, Hans-Peter Weigelt. Mit einem besonderen Dankeschön wende ich mich an Christine Berger, Edith Fergin und Christa Kirov für die technische Arbeit sowie besonders bei meinem Sohn Bernd für die Gestaltung im Internet.

Aber letztlich möchte ich mich für die einsichtsvolle Stützung dieser Arbeit bei meiner Familie und vor allem bei meiner lieben Gattin bedanken.

 

 

So hätte die Medaille für die Kinder- und Jugendspartakiade in den 90er Jahren ausgesehen.

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