Nachwort
Erinnerung an das Vergessene
Rückblickend haben mehrere ehemals auf dem Gebiet des Sports in der DDR Tätige das Wort zum vorliegenden „ABC“:
Gerhard Hamann (Kreis-Fachberater für Körpererziehung)
Nunmehr liegt eine grandiose Dokumentation mit allumfassender Übersicht über die Sportbewegung eines großen Zeitraums vor uns. Damit hat Ulrich Wille mit unbeschreiblichem Arbeits- und Zeitaufwand ein Nachlagewerk sowohl zum Zweck des Studiums als auch des Erinnerns geschaffen, gleichzeitig aber auch dargelegt, dass die erfolgreiche Sportarbeit zwischen etwa 1950 bis 1990 Ihresgleichen sucht. Er hat damit allen an der Entwicklung des Sports wirkenden Sportfunktionären, Trainern und Übungsleitern, aber auch den Aktiven selbst ein besonderes Denkmal gesetzt.
Über viele Jahrzehnte konnte ich gemeinsam mit Uli einen Teil dieses Prozesses mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendsport mitgestalten und kann nach fast 70 Jahren ehrenamtlicher Sportarbeit auf unvergessene Ergebnisse und Erlebnisse mit jungen Menschen zurück blicken. Deshalb wird besonders dieser Bereich bewertet.
Der Kinder- und Jugendsport in der DDR stand immer auf drei gemeinsamen Säulen:
Schule – Sportgemeinschaft – Pionier-/FDJ-Organisation. In den vom Autor dargelegten Positionen wird sichtbar, dass diese drei Säulen in den Gesetzen, Verordnungen, Erlassen etc. ihren Niederschlag fanden und somit bei kontinuierlicher Umsetzung eine vielseitige sportliche, aber auch geistig-kulturelle und touristische Entwicklung der jungen Menschen ermöglichten.
Angefangen vom freudvollen Sportunterricht in der Unterstufe (Klassen 1 – 4) über die inhaltlich gut erarbeiteten Lehrpläne einschließlich der Unterrichtshilfen mit z. T. kompletten Stundenbildern für die mittleren und oberen Klassenstufen bis hin zum Lehrlings- und Studentensport, immer stand die ganzheitliche Bildung und Erziehung sowie das Wohlergehen der jungen Generation im Fokus der Festlegungen. Wobei diese kein Dogma bedeuteten, sondern entsprechend den gegebenen örtlichen Bedingungen durch die Lehrer modifiziert werden konnten. Nicht immer waren in den Anfangsjahren ordentliche Sporthallen und Sportanlagen optimal vorhanden. In ländlichen Bereichen wurde im Winterhalbjahr häufig der Sportunterricht im Saal einer Gaststätte erteilt. Durch die Vielfalt der außerunterrichtlichen Sportmöglichkeiten fanden die Mädchen und Jungen in den Sektionen der Schulsportgemeinschaft und der Betriebssportgemeinschaft, aber auch im Schwimm- und Ferienlager ihre freudvolle sportliche Betätigung.
Erinnert sei daran, dass 97% der Mädchen und Jungen am Ende der Schulzeit als sichere Schwimmer ausgebildet waren und jährlich bis zu 75% aller Schüler einer Schule erfolgreich in das gesamte Spartakiadesystem einbezogen werden konnten. Die erzielten Ergebnisse, der Medaillengewinn und die gemeinsame Freude bei den umgangreichen Wettkämpfen sind bleibend. Dabei war der außerunterrichtliche Einsatz der Sportlehrer Ehrenpflicht. Schulsportfeste, Schulmeisterschaften in verschiedenen Sportarten, die Wettkämpfe um die Urkunde des Staatsratsvorsitzenden, die Gestaltung von Schulrekordtafeln und die aktive Mitwirkung in einer Kommission Sport der Pionierorganisation sind in bester Erinnerung, wobei immer die Führung durch die Schulleitung entscheidend war. Erfolgreiche Sportlehrer erhalten nach vielen Jahren immer wieder den Dank ihrer ehemaligen Schüler.
Insgesamt beeindruckt die Systematik der Darlegungen des Autors, denn das Werk gibt einen Gesamtüberblick zum DDR-Sport mit Einblick in die Vor- und Nachzeit.
Meine Hochachtung dem Autor.
Henry Hempel (Mitarbeiter Sport der Abteilung Junge Pioniere im FDJ-Zentralrat)
Die Freie Deutsche Jugend mit ihrer Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ hat die Entwicklung des Kinder- und Jugendsports auf allen Ebenen aktiv unterstützt.
Bereits Anfang der 50er Jahre existierten Pioniersportgemeinschaften. Damals fanden auch Meisterschaften der Jungen Pioniere und Schüler in den Winter- und Sommersportarten statt. Ab 1954 bis 1965 gab es die Pionierspartakiaden. Der Einsatz bei der Organisierung und Durchführung sportpolitischer Höhepunkte und Wettkämpfe auf zentraler, Bezirks-, Kreis- und Schulebene wurde von Leitungen und Funktionären der Pionierorganisation gemeinsam mit den zuständigen Gremien des DTSB der DDR und den Sportverbänden der DDR koordiniert vorbereitet. So war die Abteilung Junge Pioniere im Zentralrat bei der Durchführung sportlicher Veranstaltungen Partner der für die Wettkämpfe verantwortlichen Sportverbände. Es gab 44 Pionier- und FDJ-Pokalwettkämpfe zur Förderung des Kinder- und Jugendsports, wobei die Abteilung Pokale, Urkunden und Medaillen zur Verfügung stellte. In zentralen Pionierlagern standen den Sportverbänden zur Durchführung ihrer Wettkämpfe sowie des Trainings jährlich Plätze zur Verfügung.
Unterstützt wurde die Tätigkeit der Abteilung durch die ehrenamtliche Kommissionen Sport. Lehrer, Direktoren, Erzieher und Funktionäre aller Leitungsebenen haben hier ihre Erfahrungen in die Räte der Freunde eingebracht; zentral wirkte U. Wille als Vertreter des DTSB-Bundesvorstandes mit. Auch haben sie durch ihre Arbeit zu den Pioniertreffen zum Gelingen der Sportmaßnahmen beigetragen.
Auf den nachgeordneten Ebenen setzte sich die gemeinsame Zusammenarbeit, vor allem bei den Kinder- und Jugendspartakiaden, fort. Dabei war die Pionierorganisation immer ein unterstützender Partner. An den Schulen wurden vor allem massensportliche Wettkämpfe organisiert. Höhepunkt in jedem Jahr die Teilnahme am Internationalen Leichtathletik-Vierkampf „Freundschaft“. Auch der Erwerb des Sportabzeichens – schon ab 1951 gab es das Pioniersportleistungsabzeichen – , der Schwimmabzeichen oder der Abzeichen „Goldener Schneeschuh“, „Goldener Rodel“ oder „Goldener Schneemann“ trugen zur Bereicherung der sportlichen Tuns bei.
Die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ hatte damit aktiven Einfluss bei der Gewinnung und Förderung junger Sportler. Diese Gemeinsamkeiten zwischen den Vorständen des DTSB und der Leitungen der Pionierorganisation bildeten ein wichtiges Fundament für eine erfolgreiche Entwicklung im Kinder- und Jungendsport.
Alle diese dem Sport dienende Fakten haben umfassend im ABC ihre Berücksichtigung gefunden.
Hasso Hettrich (BSG-Vorsitzender)
Nach dem Anschluss der Deutschen Demokratischen Republik an die Bundesrepublik Deutschland versiegten die reichen Quellen der Erfahrungen der DDR- Sportwissenschaft und die praktischen Ergebnisse des DTSB. Die Abwendung von der früheren Förderung erscheinen in der heutigen Staats- und Sportpolitik immer mehr als nebensächlich und unwichtig. Viele Spuren der Erfolge jener Zeit sind schon verweht. Ihre Taten werden oft vergessen. Obwohl ungezählte ehemalige Sportkenner schon viel über den DDR-Sport berichtet haben, hat Dr. Ulrich Wille ein enzyklopädisches Werk geschaffen, welches bisher unübertroffen wirkt. In seinem über 1.200 Seiten erarbeiteten „ABC“ mit mehr als 5.600 Bildern zeigt er die Entwicklung, speziell im Kinder- und Jugendsport, auf. Ich selbst bin von der Stunde Null der Gründung des Deutschen Sportausschusses der damaligen Sowjetischen Besatzungszone bis zur Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik ein Sportfunktionär der „Basis“ gewesen. So war ich Leiter von Trainingszentren, dazu fast 40 Jahre Vorsitzender von zwei Sportgemeinschaften und kann, wie sich im Nachwuchsbereich was entwickelt hat sowie die Größe und das Niveau im Kinder- Jugendsport gut einschätzen.
John Milton einer der größten englischen Dichter hat einmal gesagt: “Eine Wahrheit einmal unterdrückt, kann nie wiederkehren!“
Dr. Wille hat mit seinem historischen Werk, die von der heutigen Gesellschaft unterdrückte Wahrheit aufgeschlüsselt und dargelegt, wie die DDR auch den Sport der jungen Generation gefördert hat. Seine Arbeit ist einer Würdigung wert und erinnert an das oft Vergessene.
Volker Kluge (Sportjournalist)
Jährlich ergoss sich ein Strom von Auszeichnungen über die Bürger der DDR. Jedem seine Medaille. Während sie dem „normalen Werktätigen“ meist erst nach einem arbeitsreichen Leben winkte, wurde sie im Sport sogar Schulkindern ans Revers geheftet. Danach posierte der Staatschef im Kreise der Dekorierten.
Dabei hatte alles einmal ganz bescheiden angefangen. Als der Boxer Wolfgang Behrendt 1956 als erster Olympiasieger der DDR aus Australien zurückkehrte, ehrte ihn Walter Ulbricht mit dem staatlichen Titel „Verdienter Meister des Sports“ und ein Angebinde von 1000 Mark wurde diskret zugesteckt. Täve Schur war 1957 der erste Sportler, der mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze ausgezeichnet wurde. Erst Anfang der 1960er Jahre begann dann eine wahre Orgie von Ehrungen und Auszeichnungen, die die Athleten zu Höchstleistungen motivieren sollten. Doch das war nur die Spitze des Eisbergs.
Im Januar 1951 erhielt Walter Ulbricht ehrenhalber das Sportleistungsabzeichen Nr. 1 verliehen. Als Vorbild dafür dienten das 1913 geschaffene Deutsche Sportabzeichen und das sowjetische GTO-Programm. Um breitere Bevölkerungskreise dafür zu interessieren, wurde 1956 das Sportabzeichen geschaffen, dessen Bedingungen im Laufe der Jahre mehrmals modifiziert wurden.
Was dem Arbeiter die Aktivistennadel, war dem Sportler seine Ehrennadel, die auch von den Sportverbänden vergeben wurde. Wer bei DDR-Meisterschaften gewann, erhielt eine „Meisternadel“. Den Besten der Kinder- und Jugendspartakiaden winkten Medaillen und Urkunden. Die höchste Auszeichnung des DTSB war die Friedrich – Ludwig – Jahn – Medaille, womit den nationalen und patriotischen Traditionen der Vorrang gegeben wurde. Für die Masse der Sportfunktionäre blieb die DTSB-Ehrennadel. Aber auch die Kinder sollten nicht leer ausgehen. Waren im Winter „Frohe Ferien“ angesagt, war das Abzeichen „Schneemann“ nicht weit. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
Es ist das Verdienst von Dr. Ulrich Wille, in jahrelanger akribischer Forschungsarbeit alle diese Ehrungen und Auszeichnungen bis hin zum Massensportabzeichen erfasst zu haben. Und nicht nur das: Sein Werk ist gleichzeitig eine interessante und wichtige Chronik deutscher Sportgeschichte.
Eine bemerkenswerte Leistung, die eine noch zu schaffende Medaille verdient. Darauf könnte ich mir die Aufschrift „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ vorstellen.
Joachim Krebs (Stellvertretender Generalsekretär im DVfL der DDR)
Als Ulrich Wille bei mir anfragte, ob ich ein Nachwort für sein geplantes Buch „Sport der deutschen Jugend“ schreiben würde, habe ich natürlich, ohne Wissen über den Inhalt, doch auf Grund unserer langjährigen Zusammenarbeit im DTSB von 1978 bis 1990, sofort zugesagt. Nach erster Einsicht und Lesung im Detail des mir jetzt vorliegenden umfangreichen Textmaterials wurde ich dann doch erst einmal nachdenklich.
„Täve“ Schur, mein Vorbild und großer Motivator bei meinen Starts an der „Kleinen Friedensfahrt“, hat ja in seinem Vorwort zum Buch sehr gute „XXXL – Dankesworte“ für dieses Werk. Im ersten Eindruck nach dem Lesen des Werkes war mir, als hätte jemand meinen persönlichen sportlichen Lebenslauf niedergeschrieben. Viele Erinnerungen wurden da wach und viele Erkenntnisse darüber, wer und was „Schuld“ daran war, dass und warum auch ich persönlich meinen Weg 60 Jahre im Sport gehen, springen und laufen konnte.
Das begann schon im frühen Kindesalter. Harzer Kinder erlebten fast zeitgleich, endlich auf den Füßen zu stehen, zu gehen und auch gleich danach im Winter auch auf Skiern zu stehen. Mit der Einschulung war auch der Eintritt in die BSG „Aufbau“ Hasselfelde verbunden. Skilanglauf, Skispringen und auch die Nordische Kombination waren für mich stets ein besonderes Erlebnis. Natürlich war das vor allem auch machbar durch die gute Zusammenarbeit von Übungsleitern, Schule und Elternhaus. Trainings- und Wettkampfteilnahmen mussten gut koordiniert sein. Dank dieser guten Arbeit konnten wir viele schöne Stunden im Sport erleben und Persönlichkeitsqualitäten entwickeln.
Höhepunkte waren dabei dann Mitte der 60er Jahre die Teilnahme an den ersten Kreis- sowie Bezirks-Kinder und Jugendspartakiaden. Als Skispringer war da auch ein Start beim „Trommelsprunglauf“ – einem Pionierpokal – in Oberwiesenthal ein riesiges Erlebnis für mich.
Unser regelmäßiges Lauftraining in den schneefreien Sommer- und Herbstmonaten, schaffte bei mir auch gute Voraussetzungen für einen schnellen 1.000-m-Lauf im Sportunterricht. Noch in der 9. Klasse wurde ich von einem „sichtenden“ Trainer der KJS Halberstadt entdeckt, der mich zum Test für eine Aufnahme einlud und folgend stand ein Schulwechsel zur KJS an. Hier konnte und durfte ich damals dann wieder viele Worte, Richtlinien und Beschlüsse aus Uli`s Buch erleben. Mit der 10. Klasse ein Schulwechsel und ein tägliches Training als Leichtathlet, das war nur dank der guten Zusammenarbeit und staatlichen Regelungen aller Verantwortlichen möglich. Woran ich auch gerade jetzt wieder erinnert werde und sehr dankbar zurück denke.
Die 1. Zentrale Kinder- und Jugendspartakiade (Winter und Sommer) war für mich ein neuer Höhepunkt im 1966er Wettkampfkalender. Für unser Staffelkollektiv war es ein wunderbares Erlebnis in Oberhof. Fleißiges Training schafften die Voraussetzung auch für gute Wettkampfleistungen auf den „noch Aschenbahnen“ sowie im Straßenlauf und damit auch die Qualifikation für die zentrale Spartakiade in Berlin, gekrönt mit einem 5. Platz im 5.000-m-Lauf und die Silbermedaille im 15-km-Straßenlauf. Diese Erfolge, aufgebaut über die Bedingungen an der Kinder- und Jugendsportschule Halberstadt, waren dann auch das Sprungbrett für eine Delegierung zum Sportclub Magdeburg. Das war ein weiterer Schritt, wie auch für viele Leichtathleten, in meiner sportlichen Entwicklung.
Nach erfolgreichem Abschluss der 10. Klasse stand nun die Frage, wie weiter, und das nicht nur in der sportlichen sondern auch in der weiteren schulischen und beruflichen Entwicklung. In Magdeburg war das Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ als Betrieb mit Sportförderung eine Möglichkeit. Da entschied ich mich dann 1966 für den weiteren Weg für eine 2-Jährige Ausbildung als Lehrling im SKET. Auf der Grundlage der gültigen Sportförderrichtlinien und einer hervorragenden Abstimmung zwischen dem Sportclub, der Betriebsleitung und dem Lehrmeister konnten das sportliche Training und Lehrausbildung bestens koordiniert werden. Das trug auch wesentlich zu guten sportlichen Leistungen im ersten Sportclubjahr 1967 bei und war dann auch ausschlaggebend für die Sportförderung auf einer Förderstelle. Mit der Einstufung in den C-Kaderkreis hatte es dann eine Lehrausbildungsstreckung zur Folge und damit auch mehr Zeit für das tägliche Training oder die Teilnahme an Trainingslagern. Natürlich konnte auch die weitere Lehrausbildung gesichert werden. Dabei funktionierte die Abstimmung zwischen Sportclub und Ausbildungsbetrieb, natürlich auf der Grundlage der Sportförderrichtlinien, hervorragend. 1968 erhielt ich das Facharbeiterzeugnis als Dreher. Es folgten weitere gute sportliche Ergebnisse. Meine leistungssportliche Entwicklung setzte sich ab 1973 im Sportclub Dynamo Berlin fort.
1978 nahm ich die Tätigkeit als stellvertretender Generalsekretär im DVfL auf. Mir oblag die allgemeine Entwicklung im Verband, wie sie anfangs 1948 als Sparte im Deutschen Sportausschuss begann und fortgesetzt als Sektion Leichtathletik und schließlich als Sportverband der DDR existierte. Spezieller Part im Generalsekretariat war die Wettkampforganisation im Zusammenwirken mit dem Präsidium, dem BFA und dem KFA. Dabei lag das besondere Augenmerk auf die Qualifizierung der Kampfrichter.
Als Fachorgan existierte „Der Leichtathlet“.
Rückblickend war es für mich – wie sehr viele andere im Sport sportlich und leitungsmäßig Tätige – eine unvergessliche Zeit.
Dr. Monika Kroll (Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der DHfK)
Mit Hochachtung und Neugier widmete ich mich dem Lebenswerk von Ulrich Wille. Hochachtung deshalb, weil die Ausdauer, die Umsicht, die Verbissenheit bis ins Detail zu gehen, die Komplexität des Herangehens zur Bewertung gesellschaftlich-sportlicher Zusammenhänge erst einmal aufgebracht werden müssen. Heugierig deshalb, weil die Auflistung der Termini meine eigene Entwicklung auf sportlichem Gebiet nunmehr durch gesetzgeberische und organisationspolitische Maßnahmen erklärt werden.
Heute verstehe ich, warum die Strukturen des 3. Reiches mit seinen verheerenden Folgen für viele Völker dieser Erde zunächst zerschlagen werden mussten. Die Zielstellung der Erziehung und körperlichen Ertüchtigung im Nazireich war gerichtet auf ein Menschenbild, das körperlich gestählt, hoch diszipliniert und gehorsam gegenüber den Führern von klein an, die Weltherrschaft erringen sollte. Das Kriegsende brachte den im Osten lebenden Menschen die Chance, friedliebend, die Gemeinschaft achtend eine neuartige Gesellschaft aufzubauen. In allen Gesetzen und Verordnungen, die in der SBZ und später in der DDR verabschiedet wurden, findet sich ein anderes Menschenbild wieder. Eine Gesellschaft für alle, eine klare Zielstellung für die Bildung und Erziehung der jungen Generation. Mit aller Konsequenz wurden Schritt für Schritt die Bedingungen geschaffen, damit die Jugend des Volkes eine umfassende Allgemeinbildung erhielt. Die körperliche Entwicklung, die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen wurde nicht vernachlässigt, sondern es gab stetig neue Impulse auf vielen Ebenen der DDR, das Bedingungsgefüge zu verbessern.
1941 geboren, erhielt ich dann als Grundschüler mit einem Ausweis die Erlaubnis, am Kindersport teilnehmen zu können. Ich genoss eine kontinuierliche Schulbildung bis zum Abitur. Auch ich wurde Mitglied einer Betriebssportgemeinschaft. Das motivierte mich, ein Studium als Schulsportlehrer mit Zweitfach an der DHfK aufzunehmen. Meine berufliche Entwicklung machte mich zum Sportlehrer und auch zum SSG-Leiter. Im Bereich des DTSB leitete ich den Kreisfachausschuss Leichtathletik, weil ich für meine Schüler Wettkampfmöglichkeiten suchte. Beruflich ging es weiter über die Tätigkeit im Bezirkskabinett für Weiterbildung sowie als Bezirksturnrätin. Als junge Frau wurde ich ehrenamtliches Mitglied des Bundesvorstandes. Dabei habe ich an der Basis umgesetzt, was im Interesse der körperlich-sportlichen Entwicklung der Jugend beschlossen wurde. Meine beruflichen Erfahrungen konnte ich schließlich in der Forschungsgruppe „Physische Entwicklung der jungen Generation“ an der DHfK einbringen und vertiefen sowie die Promotion zu einem Thema des Sportunterrichts absolvieren. Wie viele Wissenschaftler versuchte ich mich nach der politischen Wende im Kinder- und Jugendsport weiter einzubringen. Die stolze Sporthochschule in Leipzig wurde zurückgefahren auf Fakultätsniveau an der Universität Leipzig. Viele Projekte blieben auf der Strecke, weil nach dem Anschluss an die BRD durch Strukturen, die der ehemaligen DDR übergestülpt wurden, die gesellschaftlichen Voraussetzungen und Prioritäten nicht mehr gegeben waren. Es war schwer für uns, Erkenntnisse zu hinterfragen und uns mit den neuen Strukturen anzufreunden.
Sehr aufschlussreich ist die Sammlung aller Beschlüsse von Partei, Regierung und den Organisationen, vom Jugendgesetz, dem Schulgesetz, den Festlegungen zur kostenlosen Nutzung von Sportanlagen für den Kinder- und Jugendsport, die Vergütung von Übungsleitern, die kontinuierliche Weiterbildung der Sportlehrer. Vieles, fast alles, was die sozialistische Gesellschaft mit dem Ziel der allgemeingebildeten, leistungsfähigen Persönlichkeit beschlossen und organisiert hat, ist in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung undenkbar. Besonders deutlich wird das am Beispiel des Erlernens des Schwimmens. In der DDR wurde fast allen Kindern die Grundfertigkeit des Schwimmens beigebracht. Es gehörte zum Lehrplan Sport. Heute klagt man darüber, dass die Anzahl von Schwimmern stark zurückgegangen ist. Ja, warum wohl?
Zu vergleichen wären auch die Körperbaumerkmale und die physische Leistungsfähigkeit im Zusammenhang mit gesundheitlichen Parametern. Die im ABC angeführte Quer- und Längsschnittuntersuchung an Schulkindern sind richtungweisend und in diesem Umfang bestimmt nicht wiederholbar. Das System der Sichtung und Auswahl sportlicher Talente, die zielgerichtete Förderung in Trainingszentren, folgend an Kinder- und Jugendsportschulen sowie in Sportclubs war im politischen Sinne für die DDR ein Baustein für die Anerkennung in der Welt.
Vieles wurde nicht in die Öffentlichkeit getragen und ist nun durch U. Wille im großen Zusammenhang aus dem ABC herauszufiltern. Typisch ist wieder, dass viele gesellschaftliche Bereiche ihren speziellen Anteil leisteten, um Erfolge zu erringen. So findet der Leser auch Ausführungen zum sportmedizinischen System. Einerseits kümmerte sich dieser um die Leistungssportler, aber auch um alle anderen Wettkampfsportler in den Sportgemeinschaften und um Schulkinder, die wegen bestimmter Krankheiten vom Schulsport befreit werden mussten. Aber auch über unterstützende Mittel und deren kontrollierte Anwendung kann man sich informieren.
Interessant dürfte das ABC für historisch interessierte Leser sein, die in ihren Sportarten, in den Verbänden Informationen suchen zu Abzeichen, Uhrkunden, Ehrungen, Mitgliederzahlen u. v. m. Die Vielzahl von Abbildungen, Tabellen u. a. lockert das ABC auf und macht es nacherlebbar. Erhöhte Aufmerksamkeit braucht man schon, um Gesetze und Beschlüsse terminlich richtig einzuordnen.
Bleibt meine Hochachtung vor der Leistung des Autors. Ich lege das ABC allen ans Herz, die sich mit dem Werden des Kinder- und Jugendsport in der DDR aus objektiver Sicht und ohne Häme auseinandersetzen möchten. Es ist eine wahre Fundgrube.
Raimund Schulz (Abteilungsleiter Sport im Zentralrat der FDJ)
Dem Autor ist zu danken, dass er einen Baustein des weltweit bezeichneten „Sportwunders DDR“, nämlich die Strukturen und Organisation des Kinder- und Jugendsports zusammenfasst, erhellt und zur Bewahrung für andere Generationen hinterlässt.
Und gleich vorweg, ohne Sachverstand ohne eine starke Bindung zum Kinder- und Jugendsport in der DDR kann man ein solch umfangreiches Buch nicht vollenden. Der Autor hat sich das Geschichtliche, das Bleibende, das Bewahrenswerte nicht nur in Archiven angelesen; er stand mittendrin und war in vielerlei Hinsicht an der Verfeinerung und Ausprägung dieses Teils des Sports beteiligt. Das berechtigt und befähigt ihn mit hoher Urteilskraft bis ins Detail die Absichten, die Ergebnisse und meinetwegen die Überhöhungen und Fehler zu analysieren, darzustellen und zu dokumentieren.
Als mich Dr. Ulrich Wille bat, einige Gedanken aus unserer Arbeitspartnerschaft eine Vorwort aufzuschreiben, kam mir sofort in den Sinn, wie ich den vielen Gästen des östlichen und westlichen Auslandes, die Erfahrungen und Strukturen kennen lernen wollten, viele Fragen beantwortete. Nicht selten verließen diese Gäste kopfschüttelnd die Sportstätten mit ungläubiger Bewunderung, dass hier ein ausgiebiger Kinder- und Jugendsport stattfinden kann. Die gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Organe waren gleichermaßen verpflichtet, dem Streben der Kinder und Jugendlichen nach Bewegung und Leistung Bahn zu brechen und gemeinsam abgestimmt zu handeln. Sicherlich auch motiviert durch die Tatsache, dass ein beispielloses Sportprogramm für Kinder und Jugendliche in der DDR mit dem Beitritt zur Bundesrepublik dem Willen der damals politisch Agierenden geopfert wurde, hat sich der Autor für eine ehrliche Aufarbeitung entschieden und eine umfassende Enzyklopädie vorgelegt und verteidigt auf ganzer Linie die sportpolitischen und sportmethodischen Strukturen des Kinder- und Jugendsports in der DDR. Noch schlimmer als die Ignoranz der gesellschaftlichen Strukturen der DDR war die Nichtbeachtung und teilweise Herabwürdigung all jener Helfer, Übungsleiter, Trainer, Lehrer und Kampfrichter, die mit hohem Sachverstand und Einfühlungsvermögen den Sport der jungen Generation lenkten und förderten. Die Abrede und Vernichtung der Strukturen des Kinder- und Jugendsports hat vielen Talenten den Weg zum Spitzensport vernagelt und das Lebenselixier des Sports für die körperliche Befähigung und für die charakterliche Bildung verhunzt. Für jeden sichtbar ist der Schaden beim Betrachten der Bilanz der Ergebnisse bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen, nachdem das Erbe der DDR aufgebraucht war. Weniger sichtbar ist der Niedergang des Sports für alle. In der DDR waren ca. 60% der Kinder und Jugendlichen in unterschiedlichen Sportarten und Gemeinschaften des DTSB und Schulsportgemeinschaften organisiert, sie übten und trainierten mindesten einmal in der Woche und nahmen an Wettkämpfen teil. Zwei Stunden obligatorischer Sportunterricht, realisiert von Sportlehrern mit Diplomabschluss, bildeten das Korsett des mannigfachen sportlichen Tuns und Erlebens. Dazu erlernten 97% der Schüler das Schwimmen.
Ich schöpfe mein Wissen und meine Erfahrungen nicht allein aus meiner Rolle in Funktionen zur Förderung und Organisation des Kinder- und Jugendsports in der DDR, sondern aus persönlichem Erleben meiner fünf Kinder, meiner vier Geschwister und deren Kinder und Enkelkinder, die sich in diesem System des Sports erfreuten und ihre Werte ausprägten. Nicht zuletzt erinnere ich mich sogar als Zeitzeuge, wie die westlichen Funktionäre des Sports von glänzenden Perspektiven sprachen, wenn es darum ging, sportliche Grundlagen des Kinder- und Jugendsports für sich zu nutzen.
Die gesellschaftliche Rolle der FDJ als Initiator und Organisator des Sports nachdem 2. Weltkrieg ist umfassend dokumentiert. Sie trug bei, dem Grundrecht der jungen Generation nach Freude und Frohsinn zu entsprechen und sich durch erreichte Strukturen, auch ermöglicht durch die materiell-technische Basis in den 50er Jahren, eine selbständig agierende Sportorganisation 1957 herausbilden konnte. Mit dem Wirken des DTSB wurde die Verantwortung für die körperliche Ertüchtigung nicht abdelegiert, sondern es blieb immer eine vorrangige Aufgabe der FDJ und der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“, den nicht in einer Sportgemeinschaft orgaisierten Kindern und Jugendlichen zusätzlich ein breites sportliches Programm anzubieten und zu organisieren. Die Vielfalt dessen hat Dr. Wille im ABC dokumentiert. Der springende Punkt dieses Programms der Kinder- und Jugendsports war es, das die Leitungs- und Lehrkader vielerorts wirkten, sich auch für die Nichtorganisierten verantwortlich fühlten und nicht zuletzt neue Interessenten für organisierten Sport gewannen. Das erklärt auch die Tatsache, dass es innerhalb der FDJ keine hauptamtlich fungierende Trainer und Übungsleiter gab. Ich erinnere mich, dass dieser Fakt nicht selten Überraschung auslöste, wenn interessierte Delegationen des Auslandes die Strukturen des Sports in der DDR kennen lernten. Um die sportlichen Interessen der jungen Generation zu wahren, bestand im Zentralrat der FDJ eine Abteilung Sport mit sieben hauptamtlich tätigen Organisatoren. Ihr Wirken erstreckte sich auf die Bereiche Spartakiadebewegung, Freizeit- und Erholungssport, Pokalwettbewerbe, Anleitung und Qualifizierung gewählter ehrenamtlicher Leitungsmitglieder bzw. Unterstützung hauptamtlich agierender Mitarbeiter in nachgeordneten Ebenen. In den Bezirken und Kreisen wirkten Sekretäre für Kultur und Sport und in den Grundorganisationen der FDJ gab es ehrenamtlich gewählte Leitungsmitglieder, die die sportlichen Interessen koordinierten. Hier fanden sie zumeist die Unterstützung durch die Sportgemeinschaften des DTSB. Es war völlig legitim, erwünscht und gesellschaftliche Praxis, dass viele Kinder und Jugendlichen in Sektionen des DTSB ihren Sport betrieben. Vor allem der Wunsch vieler Jugendlicher zu entsprechen, nicht in einer speziellen Sportart im DTSB gebunden zu sein, gab es ein breites Angebot an massensportlichen Möglichkeiten, darunter der Erwerb des Sportabzeichens der DDR. Die Sportverantwortlichen des Zentralrates haben neben dem populären Pokalwettkämpfen eine Anzahl von massensportlichen Aktivitäten im Zusammenwirken mit der „Jungen Welt“ ausgelöst, wie „Ran ans Netz“ (Volleyball), „Eile mit Meile“ (Laufen) oder „Wer schlägt den die Fußball-Juniorenauswahl der DDR“ und vieles mehr. Auch die jugendtouristischen Einrichtungen der FDJ, wie Jugendherbergen, Jugendhotels, Ferienlager und Zeltlager erfreuten sich großer Beliebtheit und waren für jedermann erschwinglich. Für diese Zwecke gab es ein Jugendreisebüro, welches vom Zentralrat der FDJ geleitet wurde.
Diese Vielfalt aufgezeichnet und geordnet zu haben, bleibt ein großes Verdienst von Dr. Wille. Resümierend hebe ich heraus die Stellung des Sports in den gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Organen, denn deren Verquickung und Organisation waren das eigentliche Geheimnis des Erfolges des Sportes in der DDR. Und wer Lust verspürt und unvoreingenommen sich dieses „ABC“ annimmt, wird das verstehen. In Gänze ist dieses Modell nicht wiederholbar, weil die Voraussetzungen vernichtet wurden und andere Schwerpunkte gesellschaftlich relevant wurden. Ob das auch zum Wohle der jungen Menschen gereichte, werden Generationen nach uns befinden. Für mich war es eine Arbeitszeit voller Anspannung und Zufriedenheit und großartiger Erfüllung und von vielen Freundschaften.
Rolf Wagner (Vorsitzender des DTSB-Bezirksvorstandes)
Der Autor, Dr. Ulrich Wille, war seit 1968 für mich Weggefährte im DTSB der DDR, ich im Bezirk Karl-Marx-Stadt und er in Berlin. Was er mit höchsten Sachverstand in zwei Jahrzehnten gesucht und untersucht, gesammelt, geordnet und mit einer Vielzahl von Gesprächen mit kompetenten Zeitzeugen auf ihre Wirksamkeit und Richtigkeit prüfte, findet sich im Gesamtwerk, akzentuiert auf den Kinder- und Jugendsport, beeindruckend wieder. Die Wertung und Wertschätzung von „Täve“ Schur im Vorwort möchte ich dick unterstreichen.
Das Geleit zur Dokumentation dieses Nachschlagewerkes ist eine ausgezeichnete komprimierte Darstellung der gesellschaftlichen Bedingungen und Faktoren zur Entwicklung von Körperkultur und Sport in der DDR. Von den Entscheidungsgremien der SED von Beginn an gefordert, hat sich über Jahrzehnte die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für Körperkultur und Sport mit der besonderen Verantwortung der Sportorganisation bewährt. Ich hatte das Glück, fast 30 Jahre ehrenamtlich und hauptamtlich mit diesem gesellschaftlichen „Rückwind“ an der Entwicklung des Sports in der DDR mitzuarbeiten. Es begann für mich im Gründungsjahr des DTSB 1957 mit dem Besuch der Kinder- und Jugendsportschule Karl-Marx-Stadt als junger Leichtathlet und endete mit der Auflösung des DTSB im Dezember 1990 als Geschäftsführer Sport im Bundesvorstand. Dazwischen lagen Stationen als Kreissportlehrer, Mitarbeiter, Stellv. Vorsitzender und zehn Jahre Vorsitzender des Bezirksvorstandes Karl-Marx-Stadt. Gern erinnere ich mich z.B. an die zentralen Sportfeste der entstandenen KJS in den 50er Jahren. Auch die Entwicklung der Kinder- und Jugendabteilungen in den Grundorganisation des DTSB und die Bildung der Schulsportgemeinschaften mit den sich anbahnenden und immer enger werdenden Patenschaften zwischen beiden waren ein wichtiges Fundament für Folgeschritte auf dem Weg zur Massenbasis und gezielten Leistungsentwicklung der Spartakiadebewegung und im Nachwuchsleistungssport. Als Kreissportlehrer habe ich 1963 in Zschopau am Aufbau des TZ Leichtathletik mitgearbeitet. Gepaart mit traditionellen Methoden der Talentsuche hat sich von diesen Anfängen das für meine Begriffe weltweit einmalige System der Nachwuchsförderung in der DDR daraus entwickelt und vervollkommnet. Die einheitliche Sichtung und Auswahl (ESA), ein Paradebeispiel der engen Zusammenarbeit von DTSB und Volksbildung, hat viele Kinder zum regelmäßigen Sporttreiben angeregt und die geeignetsten Mädchen und Jungen für den Weg in die TZ-KJS-SC/FC gewonnen. Die besondere Verantwortung des DTSB wurde im Zusammenwirken mit allen gesellschaftlichen Kräften, die den Kinder- und Jugendsport tangierten, in den Spartakiadekomitees gefördert. Hier wurden die staatlichen Organe und gesellschaftlichen Organisationen gebündelt, um der Massenbasis für alle Sportarten in den Kreisen, allen olympischen und ausgewählten nichtolympischen Sportarten in den Bezirken und den leistungssportlich geförderten Sportarten auf DDR-Ebene wichtige Impulse zu geben.
Entscheidende Hebel für das koordinierte Wirken aller verantwortlichen Organe waren in der 1. bis 3. Förderstufe des Leistungssportes die Kreisnachwuchskommissionen, die Leistungssportkommissionen der Bezirke und der DDR. Einheitlich geführt und gefordert wurden die materiell-technischen Bedingungen, die Sportwissenschaft, die Aus- und Weiterbildung der Kader und die Einheit von Erziehung und Ausbildung im Leistungssport mit den notwendigen Kontrollmechanismen im Leistungssport.
1988 habe ich eine Delegation des DTSB-Bundesvorstandes in die BRD zur Thematik Kinder- und Jugendsport geleitet. Gastgeber war der DSB. Wir waren in Olympiastützpunkten und Bundesleistungszentren, bei Oberbürgermeistern mehrerer Städte, einem Sportgymnasium, einem Regionalausscheid „Jugend trainiert für Olympia“, beim Kultusminister Bayerns und bei der Geschäftsstelle des DSB in Frankfurt am Main. In sachlichen Gesprächen hatten wir zum Sport der jungen Generation den direkten Vergleich zwischen den beiden Sportorganisationen und der staatlichen Einflussnahme und Förderung. Unser Fazit: Unser Gesellschaftssystem war für den Kinder- und Jugendsport in der einheitlichen Linienführung von der Zentrale bis an die Basis wirksamer. Die föderale Struktur mit Bildungshoheit in den Ländern hemmt das einheitliche Zusammenwirken von Sportorganisation und Schule. In der Anzahl und Qualität gut ausgebildeter Übungsleiter und Trainer sowie ihrer gesellschaftlichen Anerkennung sahen wir uns deutlich vorn. Etwas wie unser System der ESA waren dort undenkbar sowie auch die Bündelung staatlicher und gesellschaftlicher Kräfte wie in der Spartakiadebewegung und in den Förderstufen des Leistungssportes nicht vorstellbar. Wir kehrten mit dem sicheren Gefühl zurück, dass unser Vorsprung in Kinder- und Jugendsport und im Nachwuchsleistungssport ungefährdet ist.
1990 habe ich in den gemeinsamen Arbeitsgruppen DTSB – DSB die bittere Erkenntnis gemacht, soviel wie möglich Erhaltenswertes in die deutsche Sporteinheit einzubringen, eine Illusion war. Eine historische Chance wurde vertan. Dank vieler Tausend engagierter Übungsleiter, Kampfrichter und verbliebener Trainer wurde in turbulenter Zeit der Sportbetrieb aufrechterhalten und in die verordnete DSB-Struktur überführt.
Heinz-Günther Wittek (Stellvertreter des Vorsitzenden des Zentralvorstandes der GST)
In dem ABC ist es dem Autor U. Wille in Wort und Bild gelungen, die Ziele und Aufgaben der GST treffend darzustellen. So kann man die Strukturen und Inhalte der Wehrorganisation konkret nachvollziehen, wie sie in den Statuten vorgegeben waren.
Beginnend mit den Anfängen im Jahre 1952 konnten Voraussetzungen zum Aufbau der Organisation geschaffen werden. Staatliche Organe und gesellschaftliche Organisationen unterstützten diesen Prozess. Es ging darum, die Wehrfähigkeit und die Bereitschaft der Jugend zu fördern, um die neuen gesellschaftlichen und sozialen Errungenchaften zu schützen. Zunächst war die Organisation dem Ministerium des Inneren, folgend der Kasernierten Volkspolizei, letztlich der Nationalen Volksarmee zugeordnet. Vom Staat wurden schrittweise erforderliche Mittel für die Ausrüstung und Ausstattung zur Verfügung gestellt. In meiner anfänglichen Tätigkeit im Bahnbetriebswerk Halle 1953/54 konnte ich diesen Prozess hautnah miterleben. Unsere GST- Grundorganisation (damalige Bezeichnung: Stützpunkt) umfasste 130 Mitglieder; gegliedert in zwei Sektionen: Motorsport und Sportschießen. Staat und Betrieb unterstützten uns mit 15 Motorrädern und mit diversen Luftdruckgewehren. Nahezu alle Mitglieder erwarben die GST- Fahrerlaubnis und nahmen an einem regen Übungs- und Wettkampfbetrieb teil. Von der Gründung unseres Stützpunktes bis zu meinem Eintritt in Bewaffnete Organe 1955 war ich der Leiter dieses Stützpunktes und gleichzeitig Fahrlehrer. Diese Tätigkeit in der GST war für mich dann in der KVP/NVA von großem Nutzen.
Generelles Anliegen der GST war, die jungen Menschen auf den Dienst in der NVA vorzubereiten und gleichzeitig den vielseitigen technischen Interessen der Jugend durch geeignete strukturelle und materielle Maßnahmen gerecht zu werden. Dazu hatten sie Möglichkeiten, sich in speziellen Ausbildungszentren und in ihrer Freizeit gemäß den Angeboten zu betätigen, so z.B. Motorsport, Modellsport, Sportschießen, See- und Tauchsport, Funken u.a. Auch der Erwerb der Fahrerlaubnis (jährlich 100 000) bei geringer Eigenfinanzierung von 60 Mark war möglich. Um der sportlichen Betätigung nachzugehen, bestanden für die Mitglieder und die vielen Sympathisanten die GST-Sportarten bzw. folgend die Wehrsportarten, die in Sektionen, Ausbildungseinheiten sowie Klubs gegliedert waren. Realisiert wurde das durch spezialisierte Ausbildungsfunktionäre in Ausbildungszentren und Schulen. Für leistungsstarke Mitglieder in den Wehrsportarten existierten Trainingszentren mit qualifizierten Übungsleitern und Trainern.
Mitglieder in bestimmten Funktionen trugen ein Dienststellungsabzeichen.
Alle Angehörigen der GST konnten sich an Wettkämpfen beteiligen, z.B. an nationalen Meisterschaften, Wehrspartakiaden und internationalen Wettkämpfen.
Für hervorragende Leistungen in der Ausbildung konnten GST-Mitglieder nach einer Prüfung das entsprechende Leistungsabzeichen nebst Urkunde erwerben.
1987 wurde die wehrsportliche Ausrichtung der GST durch die Bildung der Sportverbände erweitert so den Motorsport-, Radiosport-, Modelsport-, Flug- und Fallschirmsport-, Tauchsport-, Seesport-, Wehrkampfsport- und Militärischer Mehrkampfsportverband; der Schützenverband wurde bereit 1958 gegründet. Auf den Delegiertenkonferenzen wurden die Mitglieder des jeweiligen Präsidiums gewählt.
Vertreter der GST wirkten auch erfolgreich in internationalen Föderationen mit, wie Radio-Union, Internationale Flugsportförderation, Tauchsport, Modelbau oder Schützen-Union.
Die GST gab auch für die verschiedenen Sportarten Zeitschriften heraus.
Zusammenfassend kann man feststellen: Bei der übergroßen Mehrheit, besonders der jungen Männer, war die GST eine anerkannte Organisation, die es ihnen ermöglichte, einer sinnvollen Freizeitbetätigung nachzugehen. Gleichzeitig waren diejenigen Jugendlichen eher für eine militärische Laufbahn zu gewinnen, die in den Wehrsportarten Vorkenntnisse erworben hatten. So war es ganz natürlich, dass z.B. der Segelflieger Flugzeugführer, der Seesportler zur Maine wollte und der Fahrerlaubnisinhaber seine Neigung als Militärkraftfahrer verspürte. Ihnen boten sich alle Chancen, die Anforderungen des Wehrdienstes konfliktloser zu bewältigen und schneller in den entsprechenden militärischen Beruf hineinzuwachsen.
Bernhard Wittke (Stellvertretender Vorsitzender des -Kreisvorstandes)
Das vorliegende Werk zeigt die akribische Art des Verfassers, seine eigens erlebte Arbeit in verschiedenen Funktionen des Sports sowie seine ausgiebigen Kontakte zu Sportfunktionären auf verschiedenen Leitungsebenen.
Aus eigenem Erleben kann ich feststellen, dass Dr. Ulrich Wille eine hohe Kompetenz auszeichnet und er mit großer Beharrlichkeit dieses Sport – ABC über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren erarbeitet hat. Meine große Bewunderung gilt der Ausdauer, Hartnäckigkeit, Kontaktfreude und Übersicht bei der Erarbeitung der Sachgebiete, des großen Umfangs der Begriffe, einschließlich der Analyse und Beschaffung der Materialen. In überzeugender Weise ist es ihm gelungen, einen umfangreichen Zeitraum der Entwicklung des Sports in Form einer historischen Dokumentation darzustellen, was es in diesem ausführlichen Umfang noch nicht gab. Eine besondere Gabe ist seine überaus herzliche und kontaktfreudige Art, die es ihm ermöglichte viele „Zeitzeugen“ für die Erarbeitung des Werkes zu interessieren und damit auch diese Erfahrungen zu bündeln.
So, wie der Autor in seinem „Geleit“ die Gestaltung des Kinder- und Jugendsports mit der Einbindung in viele gesellschaftliche Bereiche und den daraus resultierenden Wechselbeziehungen hervorhob, kann ich in meiner Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender für Kinder- und Jugendsport im Kreisvorstand Dessau diesen Prozess auch bestätigen. Durch die personelle Zusammensetzung der Gremien wie unter anderem des Sekretariats des Kreisvorstandes, des Spartakiadekomitees und der Kreisnachwuchskommission, gab es eine Zusammenführung von Funktionsträgern, die den Sport der Jungen Generation sicherten.
Eine wesentliche Rolle in diesem Prozess spielten auch die Qualifikationen der Trainer und Übungsleiter, einschließlich deren Anleitung und Kontrolle.
Ich wünsche dem „ABC“ viele interessierte Leser aus allen Alterbeichen, auch als Basis des Verständnisses und der Erinnerung an vergangenen Zeiten, aber auch als Zukunftsorientierung.