Vorwort

II. V o r w o r t von Gustav-Adolf Schur

Ulrich Wille schuf ein Buch, das dort seinen Platz finden wird, wo die Lexika eingereiht werden, die Auskunft über den DDR-Sport geben. Da dieses Thema zwar viele interessiert, aber nur wenige ermuntert, es herauszugeben, ist es so nützlich und wichtig.

Wer ist der Autor? Dieser Uli, wie ihn Freunde und Bekannte nennen, ist mit Körper und Geist dem Sport verbunden. Geboren 1937 in Konin, besuchte er zunächst die Volksschule und ab 1946 im mecklenburgischen Penzlin die Grundschule, ab 1952 erst die Oberschule in Waren und dann in seinem neuen Heimatort. Auch er – wie viele Jungen und natürlich auch Mädchen – trieb bald organisiert Sport. Er wurde Mitglied der Anglergruppe, hier auch die Funktion eines als Zehnerkassierer übernehmend, spielte Fußball in einer BSG Traktor, war als Rettungsschwimmer im DRK tätig und segelte bei der GST. Nach dem Abitur ging er zur Nationalen Volksarmee. Hier gehörte er der ASG – Leitung an. Seit 1959 wohnte er in Zeuthen, war über 20 Jahre Vorsitzender der SG im Ort und 1974 wurde zum er zum Gemeindevertreter gewählt, eine Funktion, die er bis 1990 wahrnahm.

Er wollte Sport studieren, was 1960 an der DHfK möglich wurde. 1964 absolvierte er mit Diplom, übernahm die Tätigkeit des Hauptkreissportlehrers im Kreisvorstand Königs Wusterhausen auf und wurde in das Sekretariat kooptiert. 1965 organisierte er die erste Kreis- Kinder- und Jugendspartakiade als Organisationsbüroleiter. Von 1966 bis 1970 war er auch Mitglied im

DTSB – Bezirksvorstand Potsdam.

Ab 1.1.1968 erhielt er die Berufung in die Abteilung Volkssport (Sektor Kinder- und Jugendsport) des DTSB – Bundesvorstandes, fungierte ab 1974 als Sektorenleiter. Eines seiner Aufgabengebiete war die Spartakiadebewegung; er besuchte über 70 Kreis- und 14 Bezirksspartakiaden. Weitere Funktionen: Mitglied der Kinder- und Jugendsportkommissionen in den Präsidien des BDS und des DVfL, Sekretär der zentralen Kommission beim DTSB – Präsidium und im Jahre 1989 Leiter des Organisationsbüros für die DDR-Spartakiade. Im Rahmen einer außerplanmäßigen Aspirantur verfasste er 1974 eine Dissertation zur Wettkampfgestaltung im Lehrlingssport und promovierte damit zum Dr. phil. Mehrere Jahre fungierte er als Sekretär der Arbeitsgruppe Jugendsport bei der Europäischen Sportkonferenz.

Auch war er ab 1990 maßgebend an der Schaffung der „Sportjugend DDR“ beteiligt. Dabei ging es vor allem darum, möglichst das Bewahrungswerte des DTSB zu erhalten und passfähige Strukturen zu schaffen. Ab 1991 bis 1996 arbeitete er als Referent in der Deutschen Sportjugend.

Mithin: Ein Mann, der den Sport in der DDR von der „Pike“ auf erlebte und mit gestaltete. Wie er waren viele einen ähnlichen Lebensweg gegangen. Lebenswege, die in Vergessenheit zu geraten drohen, zumal die Werte des DDR – Sports von vielen Seiten diskriminiert wurden. Das bewog ihn maßgeblich dieses einmalige Nachschlagewerk in vielen Stunden zu recherchieren, Fakten zu sammeln und zu gestalten. Er wollte seine Lebenserfahrungen und damit die wahren Werte des Sports der jungen Generation vermitteln. Zur Vertiefung dessen nutzte er Gespräche mit vielen haupt- und ehrenamtlichen Tätigen jener Zeit. Beginnend beim Präsidenten des DTSB, dem Staatssekretär für Körperkultur und Sport, der Abteilungsleiter hin bis zu Vorsitzenden von Grundorganisationen, Verbandspräsidenten, Generalsekretären, Übungsleitern aber auch Funktionären der FDJ, der Pionierorganisation, der GST, Angestellten im Bildungswesen und der DHfK. Dazu kamen Studien im Bundesarchiv, in Sportmuseen und zahllosen Bibliotheken. Viele „Ehemalige“, die er ansprach oder aufsuchte, halfen ihm uneigennützig. In einer Danksagung wurden alle erwähnt. Mehr als zwanzig Jahre hat daran gearbeitet, es kam Seite zu Seite. Das Werk beweist überzeugend den besonderen Stellenwert der Körperkultur im Kontext zu den gesellschaftlichen Bedingungen jener Zeit.

Ich kenne Uli seit Jahren, achte ihn seit langer Zeit, habe sogar mit ihm zusammen studiert und kam dennoch aus dem Staunen nicht heraus, als er mir sein Werk zu lesen gab. Ich hatte ihn immer ob seiner Akribie bewundert, aber nun hat er ein Werk geschaffen, das mich – vor allem aber viele Jüngere – nur bewundern lassen kann. Begeistert wollte ich nach Zeuthen radeln und ihm eines der gelben Trikots überreichen, die ich in meiner Laufbahn gewonnen hatte. Er hätte es verdient. Aber dann geriet ich in Zweifel, ob man mir nicht vorwerfen könnte, mit dieser Geste für mich werben zu wollen. Ich habe die Vorträge, zu denen man mich allein 2013 eingeladen hatte, nicht gezählt – es waren über hundert! In Zukunft kann ich jedem, der sich für die Fundamente des Sports in der DDR interessiert, mitteilen, dass er in Uli Wille`s Buch alles erfahren kann. Man erinnert sich hier und da, dass ich zweimal Weltmeister geworden war und damals von Tausenden gefeiert worden bin. Uli hat schwarz auf weiß zusammengetragen, wie der DDR – Sport – weltweit auch als „Wunder“ tituliert – zustande kam. Also: Ein XXXL – Dankeschön an Dich. Leider gibt es für solche Leistungen noch keine Goldmedaillen.

Dein Täve